1-Cent-Münze auf Willhaben für 1.800 Euro angeboten: Was steckt dahinter?
Auf Österreichs beliebter Second-Hand-Plattform Willhaben bieten einige Privatpersonen Münzen zu Preisen an, die den tatsächlichen Wert um ein Vielfaches übersteigen. So wird beispielsweise eine nur 1 Cent wertvolle, vergoldete Münze für 1.800 Euro angeboten. Ähnliche Anzeigen gibt es auch für eine 1-Cent-Münze um 600 Euro oder eine 2-Euro-Münze um 250 Euro. Der gemeinsame Nenner dieser Angebote: Die Verkäufer behaupten, es handle sich um „Fehlprägungen“. Also Stücke mit kleinen Abweichungen oder Mängeln, die sie angeblich einzigartig machen und damit die hohen Preise rechtfertigen sollen.
Was sagen die Experten?
Andrea Lang, Pressesprecherin der Münze Österreich, erklärt, dass sie gemeinsam mit Kollegen Fotos von fünf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld angebotenen „Fehlprägungen“ geprüft habe:
„Auch bei der strengsten Qualitätskontrolle ist bei einer Massenproduktion ein geringer Fehleranteil unvermeidlich. Ja, es kann tatsächlich Münzen mit minimalen Abweichungen geben.“
Bisher wurden im Euroraum rund 150 Milliarden Münzen hergestellt. „Wenn von einer Million Münzen eine fehlerhaft wäre, gäbe es bereits 150.000 fehlerhafte Stücke“, so die Experten. Ob diese tatsächlich so selten sind und damit einen höheren Marktwert rechtfertigen, hänge jedoch allein von der Nachfrage der Käufer ab.
Darüber hinaus betonen sie, dass vergoldete Münzen nicht mehr als offizielles Zahlungsmittel gelten: „Sobald die Oberfläche verändert wird – etwa durch Vergoldung – verliert die Münze ihren gesetzlichen Zahlungswert.“
„Es gibt keine wertvollen Fehlprägungen“
Auch Schöller Münzhandel, eine Tochtergesellschaft der Münze Österreich mit vier Filialen im Land, wird täglich mit 30 bis 50 Anfragen zu „Fehlprägungen“ konfrontiert. Geschäftsführer Gernot Maier stellt klar:
„Wir beantworten diese Fragen nicht mehr. Es gibt keine wirklich wertvollen Fehlprägungen. Und die vermeintlichen Goldmünzen, die man auf diesen Plattformen findet, sind zu 99 Prozent Fälschungen.“
Der beste Weg sei immer noch, einen seriösen und befugten Händler aufzusuchen und sich beraten zu lassen. Denn bei vielen Anzeigen könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Münzen mechanisch manipuliert oder per Photoshop bearbeitet wurden. Zudem hätten viele der Münzen, die seit über 20 Jahren im Umlauf sind, durch Abnutzung oder Beschädigung ihr Erscheinungsbild verändert.
Verkäufer bleiben stumm
Die Kleine Zeitung versuchte, über die Nachrichtenfunktion von Willhaben mit drei Anbietern Kontakt aufzunehmen – jedoch ohne Erfolg. In einem Fall wurde die Anzeige in der Zwischenzeit sogar gelöscht. Ein anderer Verkäufer erschien persönlich in der Redaktion, um nachzufragen, ob es eine Journalistin mit dem angegebenen Namen tatsächlich gibt. Dies wurde zwar bestätigt, jedoch meldete sich der Mann danach nie wieder.